Da Organe, wie Brust, Herz, Lunge oder Leber ihre Lage atemabhängig verändern, erfolgt die Bestrahlung kontrolliert in einer bestimmten Atemphase - in tiefer Einatmung. Somit verringert sich die Bewegung des Tumors erheblich. Beispielsweise bei der Bestrahlung der linken Brust, bewegt sich das Herz in tiefer Atemanhaltetechnik. Dadurch erhöht sich der Abstand zwischen der bestrahlten Brust und dem Herz. Letzteres erhält dadurch eine wesentlich niedrigere Strahlendosis (Abbildung 1. und 2.).
Hypofraktionierung bedeutet, die Einzeldosis der Bestrahlung zu erhöhen und somit die Gesamtbehandlungszeit zu reduzieren.
Hypofraktionierung beim Mammakarzinom
In den letzten Jahren hat sich die moderate Hypofraktionierung in der adjuvanten Bestrahlung des Mammakarzinoms etabliert. Eine Einzeldosis von 2,67 Gy bis zur Gesamtdosis von 40,05 Gy in 15 Fraktionen ist für die Patientinnen angenehmer als die konventionelle Fraktionierung (60,2 Gy in 28 Fraktionen). Bezüglich der lokalen Tumorkontrolle und der Nebenwirkungen sind beide Verfahren gleich. Der kürzlich publizierte Fast-Forward-Trial (Brunt et al 2020) hat zeigen können, dass eine stärkere Hypofraktionierung von 5,2 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 26 Gy, appliziert innerhalb von 5 Tagen, mit der bisherigen moderaten Hypofraktionierung bis 40,05 Gy vergleichbar ist (Lokalrezidive, krankheitsfreies- und Gesamtüberleben). Voraussetzung für die gute Verträglichkeit ist eine moderne und sorgfältige Bestrahlungsplanung, um Dosisinhomogenitäten, die maßgeblich an der Entstehung von Spätfolgen beteiligt sind, zu vermeiden. Bei den über 70 jährigen Patientinnen mit geringen Risikofaktoren bieten wir ab sofort das innovative Konzept mit der stärkeren Hypofraktionierung mit 5 x 5,2 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 26 Gy an.
Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern. Über 60.000 Neuerkrankungen treten jedes Jahr in Deutschland auf (Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft).
Für Tumore, die auf die Prostata beschränkt sind, stellt die Strahlentherapie eine ausgezeichnete Behandlungsmethode dar. Die Ergebnisse sind mit denen einer Operation vergleichbar.
Um möglichst schonend und präzise behandeln zu können, führen wir eine bildgeführte Strahlentherapie durch. In Zusammenarbeit mit den Urologen werden vor Behandlungsbeginn 3 kleine Goldmarker in die Prostata eingebracht. Der kleine Eingriff ist vergleichbar mit der Gewebsprobeentnahme, die für die Diagnosestellung notwendig ist.
Durch die Marker können wir täglich durch Röntgenaufnahmen die Position der Prostata vor der Bestrahlung kontrollieren. Die Soll-Position ist durch eine Vergleichsaufnahme dargestellt (Abb. 1). Die aktuelle Position der Marker und der Prostata (Abb. 2) kann im Röntgenbild dann verglichen und gegebenenfalls millimetergenau korrigiert werden (Abb. 3). Hierdurch können wir auf unnötige Sicherheitsabstände verzichten und gesundes Gewebe wie den Enddarm und die Blase schonen.
Zusätzlich kontrollieren wir vor jeder Bestrahlung mittels eines CTs die Füllung von Blase und Enddarm. Eine gut gefüllte Blase sowie ein möglichst leerer Enddarm verringern das Risiko für späte Nebenwirkungen.
Abb 1
Abb 2
Abb 3
Eine weitere Technik, um das gesunde Gewebe zu schonen, ist die intensitätsmodulierte Strahlentherapie „IMRT“. Hierbei kann die notwendige Bestrahlungsdosis ideal an das Zielvolumen angepasst und die Dosis im gesunden Gewebe so gering wie möglich gehalten werden (Abb. 4 und 5). So erzielen wir mit einer schonenden Bestrahlung gleichzeitig eine hohe Effektivität im Bereich der Tumorzellen.
Bei der Röntgenreizbestrahlung handelt es sich um eine nebenwirkungsarme Schmerzbestrahlung (auch Orthovolttherapie genannt) bei gutartigen Erkrankungen. Hierunter fallen akute Entzündungen wie die Schuppenflechte oder Nagelbettentzündungen, chronische Prozesse wie Arthrosen, endokrine Orbitopathien oder Fersensporne. Auch gutartige Wucherungen wie Keloide (überschüssiges Narbengewebe), Morbus Dupuytren oder Morbus Ledderhose können mit niedrigen Dosen behandelt werden.
In geringen Dosen haben Röntgenstrahlen eine hemmende Wirkung auf das Immunsystem des Körpers. Dies kann dazu verwendet werden, dass die Applikation an entzündeten Stellen zum Entzündungsstopp führt. Zudem wird die Durchblutung der betroffenen Körperregion angeregt. Auch übermäßiges Narbenwachstum kann beispielsweise durch die leichte Hemmung der Fibroblasten (Zellen, die für Gewebsfaserwachstum zuständig sind) verhindert werden.
Wenn die konservativen Behandlungen ausgereizt sind oder erfolglos waren, können die Patienten von der wirksamen Oberflächenbehandlung profitieren. Die Behandlung ist schmerfrei und hat eine hohe Erfolgsrate. Die Wirkung der Röntgenstrahlen bleibt auf das bestrahlte Gebiet beschränkt. In der Regel erfolgen 6 Bestrahlungen mit sehr niedrigen Einzeldosen von 0,5 Gy mit einer Gesamtdosis von 3,0 Gy inerhalb von 3 Wochen. Im Falle eines Teilerfolgs ist eine 2. Serie möglich.
Gründe für eine Bestrahlung gutartiger Erkrankungen
Die Brachytherapie ist eine Strahlentherapie von innen. Sie ist ein wichtiger Baustein bei der Behandlung vieler Tumorerkrankungen.
Bei der Brachytherapie wird eine radioaktive Quelle (Iridium 192) mittels Applikatoren direkt an den Tumor geleitet. Dies kann:
intrakavitär – über Körperöffnungen, oder
interstitiell – direkt in das Gewebe
erfolgen.
Mit diesem Verfahren kann eine hohe Strahlendosis präzise und in sehr kurzer Zeit direkt ins Zielgebiet gebracht werden. Gleichzeitig können durch den steilen Dosisabfall zum gesunden Gewebe hin können umliegende Organe optimal geschont werden.
Je nach Anwendungsgebiet findet die Brachytherapie unter Narkose statt, dann ist sie mit einem kurzen stationären Krankenhausaufhalt verbunden.
Vor und während der Bestrahlung wird die Oberfläche des Patienten mit Hilfe einer 3D Kamera gescannt und mit der Soll-Position, die am Planungs-CT erstellt worden ist, verglichen. Markierungen, die der Patient normalerweise zur Bestrahlung braucht, werden durch die digitale Positionierung nur noch minimal benötigt.
Mit der SGRT Technik wird der Patient genauestens für die Bestrahlung positioniert sowie die Patientenbewegung während der Bestrahlungssitzung überwacht. Kleinste Fehlbewegungen werden erkannt und die Bestrahlung wird unterbrochen bzw. pausiert. Dies dient in einem hohen Maß der Patientensicherheit.
In unserer Klinik wird die SGRT mit dem Atemgating häufig kombiniert.
Bei bestimmten Erkrankungen ist bewiesen, dass eine Kombination der Strahlentherapie mit medikamentöser Therapie die Chancen auf Heilung oder Tumorrückgang verbessert. Die gleichzeitige Behandlung mit Medikamenten führt hierbei zu einer höheren Empfindlichkeit der Tumorzellen auf die Strahlentherapie im Sinne einer Strahlenverstärkung.
Ein weiterer Vorteil der medikamentösen Therapie besteht darin, dass diese im gesamten Körper wirken, wohingegen eine Operation oder Bestrahlung immer nur am Ort ihres Einsatzes eine Wirkung hervorruft. Unter dem Begriff der medikamentösen Therapie werden folgende Optionen zusammengefasst:
Hormontherapie (Radiohormontherapie)
Immuntherapie (Radioimmuntherapie)
Chemotherapie (Radiochemotherapie)
Die Medikamentöse Therapie wird meist als Infusion über eine Vene am Arm, selten auch als Tablette verabreicht. Sollte die Therapie über einen längeren Zeitraum erforderlich sein, kann die Anlage eines sog. Portsystems in Erwägung gezogen werden, welches die langfristige Medikamentengabe vereinfacht. Sprechen Sie uns diesbezüglich gerne an.
Bevor wir mit der medikamentösen Therapie beginnen, führen wir individuelle Voruntersuchungen (Blutuntersuchungen, Hörtest, Elektrokardiogramm, Herzultraschall) durch, um mögliche unbekannte Vorerkrankungen, welche die Therapie verbieten würden (sog. Kontraindikationen) auszuschließen.
Zur Durchführung der medikamentösen Therapie stehen uns ambulant die Räumlichkeiten der UCT Ambulanz sowie stationär unsere Bettenstation im Gebäude 401 zur Verfügung.
Falls bei Ihnen eine medikamentöse Tumortherapie sinnvoll ist, werden Sie hierüber im Rahmen des Aufklärungsgespräches ausführlich von unseren Ärztinnen und Ärzten aufgeklärt.
Eine Ganzkörperbestrahlung (TBI - total body irradiation) wird bei Leukämien und Lymphomen im Rahmen einer Stammzell-Transplantation eingesetzt. Wir bieten diese interdisziplinäre Therapie in Zusammenarbeit mit der III. Medizinischen Klinik an. Die Ganzkörperbestrahlung erfolgt im Rahmen der Vorbereitung vor einer geplanten allogenen (fremde Zellen) Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation. Bei einer Ganzkörperbestrahlung werden das gesamte blutbildende System und das Immunsystem eines Patienten oder einer Patientin zerstört, damit bei einer Knochenmarktransplantation das Knochenmark eines Spenders erfolgreich anwachsen kann.
Da das Strahlenfeld erst in einiger Entfernung den gesamten menschlichen Körper erfasst, muss sich der Patient bei der Ganzkörperbestrahlung mehrere Meter entfernt von der Strahlenquelle befinden. Der Patient liegt in einer speziell angefertigten Ganzkörperliege. Der Linearbeschleuniger rotiert dabei um die Bestrahlungsliege.
Zum Schutz der strahlenempfindlichen Lungen können individuell geformte Abschirmungen aus bleihaltigem Material verwendet werden. Die Behandlung wird – dem angewendeten Chemotherapie-Protokoll gemäß – entweder einmalig durchgeführt oder innerhalb weniger Tage mehrmals wiederholt. Der Patient wird während der gesamten Prozedur (ca. 40 Minuten pro Sitzung) überwacht. Insgesamt sind in der Regel 2-6 solcher Sitzungen, die jeweils früh und abends appliziert werden, notwendig.
Die Strahlung wirkt nicht nur auf die Tumorzellen, sondern auch auf die gesunden Zellen des gesamten Körpers. Die Auswirkungen der Bestrahlung betreffen somit alle Gewebearten und Organe. Einige Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen können medikamentös unterdrückt werden, andere wiederum müssen in Kauf genommen werden. Zum Teil überlagern sich die Nebenwirkungen der Chemotherapie mit denen der Ganzkörperbestrahlung. Über Nebenwirkungen wird vor der Therapie ausführlich informiert.
Ganzkörperbestrahlungsliege mit Linearbeschleuniger
Die stereotaktische Bestrahlung ist eine hochpräzise strahlentherapeutische Methode, um kleine Tumore oder Metastasen schonend und hocheffektiv zu behandeln. Mit dieser Technik können hohe Einzeldosen gezielt appliziert und Risikoorgane maximal geschont werden. Die Behandlung ist ambulant möglich.
Diese Behandlungstechnik kann sowohl im Bereich des Kopfes (intrakraniell) als auch im Bereich des Körperstamms (extrakraniell) angewendet werden. Dabei sind Bestrahlungen in einer Sitzung (Einzeit oder Radiochirurgie) oder auch in mehreren Sitzungen (fraktioniert) möglich. Die Gesamtbehandlungszeit ist sehr kurz.
Für die Behandlung ist wichtig, den Patienten äußerst präzise zu lagern. Eine individuell angeformte Bestrahlungsmaske für die intrakranielle Stereotaxie oder eine speziell angeformte Vakuummatratze für die extrakranielle Stereotaxie sind notwendig.
Indikationen für die intrakranielle Stereotaxie:
Gutartige intrakranielle Tumoren (wie z. Bsp. Meningeome, Akustikusneurinome oder Hypophysenadenome,…)
Hirnmetastasen (maximal 4 kleine Metastasen, bis zu 3 cm)
Rezidivbestrahlungen
Indikationen für die extrakranielle Stereotaxie:
Inoperable Lungentumoren und -metastasen
Inoperable Lebertumoren und -metastasen
Metastasen anderer Lokalisation (wie z. Bsp. singuläre Knochenmetastasen, Nebennierenmetastasen, Lymphknotenmetastasen…)
Die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) ist eine Weiterentwicklung gegenüber der konventionellen Strahlentherapie wie der 3D-konformalen Bestrahlungstechnik und wird etwa seit 2000 klinisch angewendet. Bei der 3D-Bestrahlung haben alle Strahlenfelder eine konstante Intensität. Das ist bei der IMRT nicht der Fall. Hier werden die Bestrahlungsfelder geformt, also moduliert. Dies geschieht durch Bleilamellen, die im Kopf des Bestrahlungsgeräts sitzen und einzeln angesteuert werden. Zudem wird bei der IMRT-Technik der Tumor aus sehr vielen verschiedenen Richtungen bestrahlt. Durch diese Eigenschaften werden Tumore höchstpräzise bestrahlt und gesundes Gewebe oder Nachbarorgane werden optimal geschont.
3D vs. IMRT
VMAT
VMAT steht für Volumetric Intensity Modulated Arc Therapy. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der statischen IMRT, bei der das Bestrahlungsgerät um die Patientin oder den Patienten rotiert. Sie wird seit 2008 kommerziell angewendet. Dabei werden sowohl die Form des Bestrahlungsfelds als auch die Intensität der Bestrahlung kontinuierlich angepasst. Der Vorteil der VMAT gegenüber der IMRT liegt in einer deutlich kürzeren Bestrahlungsdauer. Ein Umlauf von 360° dauert nur ca. 2 Minuten. Vor allem Patientinnen und Patienten, die unter Schmerzen leiden, profitieren von der kürzeren Liegezeit. Eine schnelle Durchführung ist aber auch wichtig bei Tumoren, die sich während der Bestrahlung innerhalb des Körpers bewegen. Ein Beispiel hierfür ist die zeitlich veränderliche Lage der Prostata, bedingt durch die Aktivität benachbarter innerer Organe. Diese Bewegung wird normalerweise durch einen Sicherheitssaum um den Tumor berücksichtigt, welcher bei der VMAT-Technik aufgrund der Schnelligkeit der Bestrahlung reduziert werden kann.